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Ein König als Selfmademan

Vor 50 Jahren wurde Carl XVI. Gustaf König. Geliebt wurde er von den Schweden nie, was auch an einigen Skandalen liegen mag. Erfolgreich war er trotzdem.

Die Beziehung der Schweden zur Monarchie lässt sich gut an ihren heiß geliebten Sommerhäuschen ablesen. In vielen ist dort Carl XVI. Gustaf noch in Form eines Porträts präsent. Zwar meist nicht mehr im Wohnzimmer, sondern in der Toilette. Immerhin aber ist er überhaupt noch da. Das gilt auch insgesamt, denn die Ausgangsbedingungen für Carl Gustaf Folke Hubertus, wie Schwedens König mit vollständigem Namen heißt, waren schwierig: Vor 50 Jahren, am 15. September 1973, wurde er König von Schweden, und damals war die Stimmung alles andere als freundlich gegenüber der Monarchie. Zwei Jahre zuvor hatte es eine Verfassungsreform gegeben, mit der dem König auch die letzte formelle politische Macht genommen wurde. Nicht mal Minister ernennen darf er seitdem.

Ministerpräsident Olaf Palme sagte damals zur Erklärung, warum auch die Sozialdemokraten an der Monarchie festhielten, es sei doch ohnehin kaum noch etwas vorhanden. Und der Rest könne mit einem „Federstrich“ abgeschafft werden. In naher Reichweite stand eine Republik, in der das Staatsoberhaupt direkt gewählt wird. Erschwerend kam hinzu: Der 27 Jahre junge König hatte einen schlechten Ruf, war bekannt als Partyprinz, als Playboy, der schnelle Autos fuhr und schlecht reden konnte.

Der König heiratete geschickt

Dass Carl XVI. Gustaf immer noch König ist, zumal Schwedens am längsten amtierender Monarch überhaupt, und dass nun dieser Tage sein Thronjubiläum mit allerlei Pomp gefeiert wird, hat aus Sicht von Beobachtern einerseits damit zu tun, dass der König geschickt heiratete: 1976 ehelichte er die bürgerliche Heidelbergerin Silvia Sommerlath, die in der Rolle als Königin glänzte. Das, so die einhellige Meinung, habe das Königshaus gerettet. Andererseits hat der König trotz allerlei Skandale und Ungeschicklichkeiten insgesamt eine glückliche Hand bewiesen, indem er mit der Zeit ging. Seine heutige Popularität sei vor allem ein „Arbeitssieg“, lautet denn nun auch der Tenor in schwedischen Zeitungen.

Zwar ist Schwedens König ohne formelle Macht. Was aber seine Aufgaben sind, dazu schweigt die Verfassung weitestgehend. Also muss sie sich der Monarch selbst suchen. Carl XVI. Gustaf stellte seine Regentschaft unter einen Wahlspruch, so, wie es auch seine Vorgänger taten. Bei denen ging es etwa um die „Pflicht vor allem“ (Gustav VI. Adolf), betont wurde gerne auch das Mandat von oben, etwa „Mit Gottes Hilfe“ (Karl XII). Carl XVI. Gustaf aber stellte nicht sein Verhältnis zu Gott heraus, sondern zum Wandel. „Für Schweden – mit der Zeit“ lautet sein Wahlspruch. So wurde er zum König seiner Zeit, zum Befürworter von Veränderung um ihrer selbst willen.

15.09.1973: Schwedens König Carl XVI. Gustaf in voller Admiralsuniform, nachdem er den Thron von seinem Vater Gustav VI. übernommen hat.

Und Schweden erlebte seitdem einen rasanten Wandel von einem egalitären, sozialdemokratisch geprägten zu einem wirtschaftlich und gesellschaftlich äußerst liberalen Land. „Carl XVI. Gustaf spiegelte diesen Wandel wider“, sagt Mikael Holmqvist, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Stockholm. Er hat kürzlich ein Buch über den schwedischen Monarchen mit dem Titel „Der König – Schwedens Anführer“ veröffentlicht. Mithilfe des königlichen Hofes und der Medien habe sich der Monarch zum „Business King“ stilisiert, indem er unternehmerisches Denken propagiert und Anpassungsfähigkeit gelobt habe, sagt Holmqvist. Das sei ein Balanceakt gewesen, schließlich gebe es wendigere Institutionen als die Erbmonarchie. Doch der Spagat sei gelungen. „Die Hinwendung zur Wirtschaft verhalf der Monarchie zum Überleben.“

Quelle : faz

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