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Invasive Arten: Das Problem Beginnt Im Garten

Eingeschleppte Arten halten Einzug in unsere Wohnzimmer, Vorgärten – und Ökosysteme. Manche gelten als invasiv und werden zum Problem. Doch es gibt auch gute Nachrichten.

Unsere Büropflanze Pilea kommt aus China. Der Drachenbaum, gekauft als erste Pflanze, wuchs ursprünglich in Afrika. So sieht es in den meisten deutschen Wohnzimmern aus, selten eine heimische Pflanze in Sicht. Dieser Trend hat auch auf unsere Vorgärten übergegriffen. Dort werden Rhododendren aus Asien oder Kermesbeeren aus Nordamerika gepflanzt.

Diese Pflanzen wurden eingeschleppt, das heißt, sie gehören eigentlich nicht in das heimische Ökosystem. Die Pflanzen sind hübsch anzusehen und pflegeleicht, sie eignen sich daher gut als Zierpflanzen. Wenn sie aber einen Freiheitsdrang entwickeln und aus den gut umzäunten Gärten ausbrechen, kann es problematisch werden. Das Einfangen gestaltet sich insbesondere im Wald als schwierig, denn Giftstoffe zur Bekämpfung sind dort – zum Glück – verboten.

Neozoen, Neophyten, Neobiota, Neo-was?

Die Kermesbeere ist ein sogenannter Neophyt. Das sind Pflanzen, die nicht in Deutschland oder der Region beheimatet sind, sondern bewusst oder unbewusst seit Kolumbus’ bekannter Reise nach Amerika eingeschleppt wurden.

Eingeschleppte Tiere heißen Neozoen, eine besonders bekannte Art ist der Waschbär. Der Oberbegriff für alle eingeschleppten Arten, also Tieren und Pflanzen, ist Neobiota. Doch sind Neobiota jetzt eine Plage, die wir unbedingt bekämpfen müssen?

Eingeschleppte Arten müssen nicht pauschal schlecht sein. An einigen wird schon seit hunderten von Jahren erforscht, welche Vor- und Nachteile ihre Verbreitung in neuen Gebieten mit sich bringen würden. Die Idee ergibt Sinn. Die Klimabedingungen ändern sich, vielleicht kann man mit neuen Arten zum Beispiel Wälder schaffen, die besser an diese Bedingungen angepasst sind.

Zum Beispiel wurde die kalifornische Douglasie in Deutschland etabliert und Forschungsergebnisse zeigen, dass sie aufgrund ihrer Herkunft besser für Hitzeperioden gewappnet ist. Zwar wird seit über hundert Jahren an der Douglasie in deutschen Wäldern geforscht und die Ergebnisse sind vielversprechend. Doch welche Auswirkungen sich langfristig einstellen, kann nur die Zukunft zeigen. Ein großes Risiko ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft auszuschließen, denn die Douglasie zählt nicht zu den invasiven Arten.

Risiko für Biodiversität: Invasiv oder nicht-invasiv

Invasiv wird eine eingeschleppte Art dann, wenn sie den Lebensraum einheimischer Arten bedrängt und damit ihren Fortbestand und die biologische Vielfalt gefährdet. Die bereits erwähnte Kermesbeere ist eine solche invasive Art.

Ein Beispiel dafür ist der rheinland-pfälzische Bienwald. Hier bedecken die Stauden der Kermesbeere große Teile des Waldbodens. Sie wachsen bis zu zwei Meter in die Höhe und nehmen damit viel Platz, Nährstoffe und vor allem Licht ein. Diese Dinge fehlen anderen Pflanzen, insbesondere den jungen Bäumen, die unter diesen Umständen nicht nachwachsen können. Wenn das so bleibt, fehlt in diesen Regionen eine ganze Waldgeneration.

Wie schlimm sind die eingeschleppten Arten wirklich?

Der Biodiversitätsrat (IPBES) hat diese Woche einen Bericht veröffentlicht, der diese Frage zu beantworten versucht. Die Anzahl invasiver Arten nimmt weltweit zu und damit auch die Intensität ihrer Auswirkungen. Obwohl nur ein Bruchteil aller eingeschleppten Arten als invasiv eingestuft wird, ist nicht immer absehbar, welche Folgen sie langfristig für die Artenvielfalt mit sich bringen werden. Mit diesen Folgen entstehen immense Kosten für die Bekämpfung oder das Management von Neobiota, um unsere Naturräume und zuletzt auch uns Menschen zu schützen.

Die gute Nachricht ist, dass einige dieser Managementmaßnahmen sich als effektiv erweisen. Es gibt einige Beispiele, in denen Neobiota erfolgreich bekämpft wurden – und auch Grenzkontrollen sind effektive Mittel zur Bekämpfung invasiver Arten. Somit besteht die Hoffnung, dass invasive Arten wie die Kermesbeere bekämpft und damit deren negative Auswirkungen auf die heimischen Ökosysteme eingeschränkt werden können.

Gute Nachrichten für die Pflanzen in unserem Büro: Die Pilea darf bleiben, wo sie ist, solange wir sie nicht im Wald entsorgen. Und beim nächsten Pflanzenkauf recherchieren wir unsere grünen Begleiter gewissenhafter.

Quelle : zdf

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