Neuzugang Toni Leistner zeigt sich im Trainingslager von Hertha BSC mit seinen ersten Wochen im Verein durchaus zufrieden. Und das, obwohl er nicht von allen herzlich Willkommen geheißen wurde. Nun will er auf dem Rasen überzeugen.
Toni Leistner steht mit bandagierten Füßen am Rande des Trainingsplatzes in Zell am See. “Ich habe ohne Ende Blasen. Aber den Knöcheln geht es gut”, beruhigt der Neuzugang von Hertha BSC. Es sind die typischen Spuren der harten Saisonvorbereitung. In Österreich macht Trainer Pal Dardai seine Jungs derzeit fit für den Saisonstart in der 2. Liga. Zwar würden die Beine schon ganz schön weh tun, aber das Training würde ihm auch viel Spaß machen, sagt Leistner. “Ich glaube, dass harte Arbeit auch immer belohnt wird.”
Die Puste kommt zurück
Die Saisonvorbereitung dürfte für den Neuzugang herausfordernder sein als für andere Spieler, schließlich liegt sein letztes Pflichtspiel fast drei Monate zurück. Damals spielte der Verteidiger noch beim belgischen Erstligisten VV St. Truiden, von dem er im Sommer nun zu Hertha gewechselt war. Für ihn sei es ein Abenteuer gewesen, im Ausland zu spielen. “Man bekommt eine andere Kultur mit, auch wenn die da drüben Bier heißt”, scherzt er.
Sportlich sei es in Belgien robust zur Sache gegangen – also die perfekte Vorbereitung auf die bevorstehende Zweitligasaison mit Hertha. Dort soll der 32-Jährige künftig die Rolle des Dirigenten und Lautsprechers auf dem Platz übernehmen. “Beim ersten Testspiel hatte ich noch ein bisschen mit der Puste zu tun. Aber ich versuche trotzdem immer Kommandos zu geben und glaube, dass das von Spiel zu Spiel mehr wird. Wenn es um Punkte geht, dann wird es wichtig.”
Auch seine Zweikampfstärke wird mit dem steigenden Fitnesslevel wohl wieder zurückkommen. Sein fortgeschrittenes Alter behindert ihn dabei nicht. “Ob ich viel langsamer geworden bin, weiß ich gar nicht. Es ist auch die Frage, ob ich je schnell war”, sagt er lachend. Stattdessen würde er sich vor allem auf seine Erfahrung im Stellungsspiel und seine Stärke im Kopfballduell verlassen.
Anfeindungen von Fans
Leistner gliedert sich im Trainingslager nun nach und nach in die Mannschaft ein. Gerade mit dem Zusammenspiel mit Marc Oliver Kempf – seinem Partner in der Innenverteidigung – ist er dabei schon sehr zufrieden. “Auf und neben dem Platz verstehen wir uns sehr gut. Jeder, der Kempf kennt, weiß, dass er eine sehr hohe Qualität mitbringt”, erklärt er.
Weniger harmonisch wurde Leistner hingegen von Teilen der blau-weißen Fans empfangen. Von 2014 bis 2018 spielte Leistner beim Stadtrivalen 1. FC Union und bezeichnete Berlin einst als “rot-weiß”, also in den Farben der Köpenicker. Das nehmen ihm einige bis heute übel. Als Hertha seine Verpflichtung bekannt gab, wurde er von Fans im Internet beschimpft und vor der Geschäftsstelle hängten Unbekannte ein Schmähplakat gegen den gebürtigen Dresdner auf.
“Wir wussten im Vorfeld, dass etwas kommen wird und haben uns darauf eingestellt. Ich kann eines sagen: Ich habe ein dickes Fell. Solange es nicht gegen meine Familie geht, ist alles gut”, sagt Leistner. Bei einem Fan-Abend im Trainingslager sei er von vielen Fans auch sehr positiv empfangen worden. Den Rest wolle er nun durch Leistung überzeugen.
Bereit für die 2. Liga
Tatsächlich hätte er wegen seiner Unioner Vergangenheit eigentlich nie damit gerechnet, dass er einmal bei Hertha auf dem Zettel stehen würde. “Aber dann waren die Gespräche mit Benny und Zecke extrem positiv und sie haben mich von dem Projekt überzeugt. Dann war es keine lange Überlegung mehr.”
Nun ist er bereits voller Vorfreude auf die kommende Saison. Und die Ziele des Neu-Herthaners dafür sind ambitioniert: “Man kommt nicht hierher, um gegen den Abstieg zu spielen. Und im Mittelfeld spielt man mit so einer Mannschaft auch nicht. Alles andere wird man sehen.”
Als Top-Favoriten will er seinen neuen Verein nicht ausgeben. Kein Wunder, schließlich steht ja auch längst noch nicht fest, mit welchen Mitspielern Leistner tatsächlich in die Saison startet. Es wird wohl noch einige Zu- und Abgänge geben, doch für den Verteidiger steht trotzdem fest: “Wir sind absolut bereit. Auch, wenn der Kader noch nicht perfekt ist.”
Quelle : tagesschau