Strom- und Gassparen lautete die Devise im Winter angesichts von Ressourcenknappheit. Berlin machte den Deutschen vor, wie es geht.
Berlin. Im Juli 2022 stieß Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit seinem Appell zum Energiesparen auf ein geteiltes Echo. Die galoppierende Inflation im Zusammenspiel mit dem europäischen Ölembargo gegen Russland und die Anschläge auf die Nord-Stream-Gaspipelines sorgten für düstere Prognosen. Nun zeigt sich, dass Habecks Forderungen von der Bevölkerung erfolgreich umgesetzt wurden. Wie das “RND” berichtet, verbrauchten deutsche Haushalte deutlich weniger Strom und Gas als in den Vorjahren. Besonders die Berliner taten sich beim Sparen hervor.
Deutscher Meister im Energiesparen: Berlin bei Strom und Gas Top
Rund 21 Prozent geringer fiel der Gasbedarf im Jahr 2022 aus als im Vergleichszeitraum seit 2018. Der Stromverbrauch sank um zwölf Prozent. Das geht aus einer Erhebung des Vergleichsportals “Check 24” hervor. Demnach verbrauchten die Haushalte in Deutschland durchschnittlich 15.400 Kilowattstunden (kWh) und damit rund 4.000 kWh weniger als 2021. “Aufgrund der stark gestiegenen Gaspreise im vergangenen Jahr waren die Verbraucherinnen und Verbraucher besonders sparsam”, erklärte Steffen Suttner, Geschäftsführer der Vergleichsplattform.
Den geringsten Bedarf pro Haushalt verbuchten dabei die Berliner. Nur 11.000 kWh Gas wurden in der Hauptstadt je Wohneinheit verheizt. Auf den Plätzen folgen die anderen beiden Stadtstaaten, Hamburg und Bremen. Ursache für den geringen Bedarf dürfte die geringe Wohnfläche sein, die Bewohnern in den drei am dichtesten besiedelten Bundesländern zusteht. Laut Statista beträgt der Wohnraum pro Kopf in Berlin lediglich 39,8 Quadratmeter, es folgen Hamburg (40,5) und Bremen (43,5).
Während in Berlin effektiv Gas und Strom gespart wurden, verzeichnet Sachsen einen auffällig hohen Energiebedarf. So führt das Bundesland die Rangliste mit dem höchsten Energiekonsum an (19.600 kWh), obwohl es hier den viertkleinsten Wohnraum pro Person (45 Quadratmeter) gibt. Grund für den hohen Heizbedarf im Osten des Landes dürfte die schlechtere Energieffizienz, geringere Dämmung sowie der deutlich kältere Winter sein.
Bundesnetzagentur will trotz positivem Trend weitere Einsparungen
Auch die Strompreise stiegen 2022 angesichts der vielfältigen Störfaktoren auf dem Weltmarkt rasant. Aus Sorge vor hohen Rechnungen, erklärt Suttner, hätten die Verbraucher auch beim Strom frühzeitig aufs Sparen gesetzt. Mit dem Ergebnis, dass der Bedarf bundesweit um 12 Prozent auf 2750 kWh pro Haushalt sank. Auch hier sparte Berlin am effektivsten (2368 kWh). Grund dafür könnte sein, dass die Hauptstadt mit 1,86 die niedrigste Anzahl an Personen pro Haushalt aufweist, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Rheinland-Pfalz, das mit dem Spitzenwert von 2,12 Bewohner pro Wohnung, verzeichnete den höchsten Strombedarf Deutschlands (2900 kWh).
An dem Appell, Strom und Gas zu sparen, hält die Bundesnetzagentur mit Blick auf den Winter 2023/24 weiterhin fest. Demnach bewegt sich der derzeitige Gasverbrauch rund 17 Prozent unterhalb des Werts der Vergleichsjahre. Um die Gasversorgung für das restliche Jahr zu gewährleisten, strebt die Behörde aber eine Ersparnis von 20 Prozent an. “Deswegen bleibt auch ein sparsamer Gasverbrauch wichtig”, heißt es im aktuellen Lagebericht der Agentur.
Quelle : Morgenpost